Elon Musk von Walter Isaacson


Must Read für jeden an Elon Musk Interessierten

Auf mehr als achthundert Seiten berichtet Walter Isaacson ungemein detailliert über das Leben sowie den Werdegang von Elon Musk. Das beginnt bei seiner Kindheit und Jugend, was eine Beschreibung seines familiären Umfeldes sowie der belastenden Erfahrungen, die Musk während seines Schulbesuchs erleiden musste, aber auch der Schwierigkeiten, mit denen er im Zuge der Scheidung seiner Eltern konfrontiert gewesen ist, mit einschließt. Diese Biographie von Isaacson ist mit ihrem Erscheinungstermin, der in den September 2023 fällt, recht aktuell, umfasst dabei jedoch u.a. nicht die letzte Auseinandersetzung zwischen Musk und dem Außenministerium. In knapp hundert Kapiteln behandelt Isaacson in chronologischer Reihenfolge unterschiedliche Abschnitte im Leben von Musk. Lesbar gehalten ist das Werk durch den verständlichen Schreibstil, die angenehme Länge der Kapitel sowie die zusätzlich vorhandenen Fotos, die etwa die einzelnen Kapitel einleiten. Diese Bebilderung, die ich als passende Ergänzung der Biografie angesehen habe, hat mir beispielsweise dabei geholfen, mir Musk als Kind besser vorstellen zu können.

Zur Rolle von Isaacson als Biographen und Abweichungen davon
Als gelungen habe ich das Buch empfunden, solange Isaacson sich darin ausschließlich auf die Rolle des Biographen beschränkt hat. Das ist regelmäßig dann der Fall, wenn er Musk selbst in Statements, die etwa seine Kindheit betreffen und die er in Interviews im Fernsehen geäußert hat, zu Wort kommen lässt. Diese kombiniert er, um beim Beispiel im Hinblick auf seine Kindheit und Schulzeit zu bleiben, mit Aussagen seines Bruders Kimbal und stellt sie der Meinung ihres Vaters Errol gegenüber, der zumindest zwischenzeitlich ein gut laufendes Geschäft betrieben hat. Immer wenn Isaacson sich mit seiner eigenen Meinung zurückhält, habe ich diese Biographie als besonders überzeugend angesehen. Denn an diesen Stellen hat der Autor stattdessen die Aussagen aus Interviews bzw. der von ihm befragten Personen, die im Leben von Musk zu der relevanten Zeit eine Rolle gespielt haben, nur für sich selbst sprechen lassen, indem er deren unterschiedliche Sicht auf die Vergangenheit in gegensätzlichen Meinungen und einander widersprechenden Aussagen in eben dieser Weise als Zitat wiedergegeben hat. In diesen Momenten hat Isaacson mir als Leser die Gelegenheit gegeben, mir eine eigene Meinung darüber zu bilden.
Wenn Isaacson jedoch die Beschreibung von Ereignissen aus Musks Jugend lediglich dazu benutzt hat, um seine Interpretation zu präsentieren, wie etwa die Erfahrungen aus Musks Schulzeit ihn geprägt und sich damit auf sein späteres Leben ausgewirkt haben, habe ich das Buch weniger als Biographie wahrgenommen. Auch sind diese Abschnitte insgesamt weniger überzeugend gewesen, da sie nicht so stark wie der Rest ausgefallen sind.

Zum Vergleich zwischen Steve Jobs und Elon Musk
Das liegt zumindest teilweise darin begründet, dass Isaacson als Autor der Biographie "Steve Jobs", worauf bereits ein prominent platzierter Aufkleber auf dem Buchcover hinweist, an verschiedenen Stellen Vergleiche zwischen Musk und Jobs anstellt. Da mir das Leben von Jobs kaum bekannt ist und ich mit dessen Werdegang nicht vertraut bin, ist mir das zwar bei mancher Gelegenheit als geeignet erschienen. Ein Beispiel dafür sind die einleitenden Zitate der Musk Biografie, in denen Isaacson Aussagen von Jobs und Musk einander gegenübergestellt hat, von denen die eine die andere in passender Weise ergänzt hat, indem sie darauf aufgebaut und diese fortgeführt hat.
An vielen Stellen habe ich die gezogenen Vergleiche jedoch als weniger gelungen empfunden, wenn die darüber hergestellten Zusammenhänge zu weit hergeholt auf mich gewirkt haben. Diese Passagen haben insgesamt einen recht konstruierten Eindruck hinterlassen, wenn Isaacson mir zu bemüht darum erschienen ist, Parallelen zwischen Jobs und Musk aufzuzeigen. Denn letztlich unterscheiden sich Jobs und Musk in ihrem Leben, Werdegang sowie der charakterlichen Neigung auch deutlich, was ebenfalls vom Autor herausgearbeitet wird, so dass die Gegenüberstellung dieser beiden lediglich für diejenigen Leser, die an Jobs interessiert und mit ihm vertraut sind, relevant sein dürfte.

Zur eigenen Meinung und Interpretation von Isaacson
Zudem scheint sich Isaacson in den Abschnitten, wenn er seinen eigenen Interpretationen Raum gibt und damit seiner Meinung Ausdruck verleiht, oft genug deutlich vom ambivalent anzusehenden Unternehmer Musk distanzieren zu wollen. Eine derartige Abgrenzung fällt meiner Ansicht nach jedoch nicht in den Aufgabenbereich eines Biographen, sondern würde eher zu einem Kolumnisten passen, der seine Ansicht zu Musk bzw. dessen Aussagen äußert. Da hätte ich mir gewünscht, dass Isaacson den Mut besessen hätte, seine in aufwendiger Detailarbeit über lange Jahre zusammengetragenen Informationen zu Musk, die von diversen Zitaten seiner Familie und anderen Wegbegleitern, denen Musk persönlich bekannt ist und die ihn in dem betroffenen zeitlichen Abschnitt erlebt haben, belegt und gestützt werden, nur für sich sprechen zu lassen. Denn damit hätte Isaacson mir die Gelegenheit gegeben, dass ich als Leser zu einem eigenen Urteil kommen kann. Dabei hätte für mich aus dem Mosaik, das aus einer Vielzahl von Informationen über Musk besteht, ein Gesamtbild entstehen können, das nicht durch die persönliche Meinung von Isaacson eingefärbt ist.

Kleine Kritikpunkte für mehr Orientierung und einen besseren Überblick
Weil mir zwar die Stationen im Werdegang von Musk grob bekannt gewesen sind, ich jedoch nicht zu den Experten im Hinblick auf seine Biographie zähle, hätte ich es als hilfreich angesehen, wenn Isaacson sein Werk konsequent chronologisch erzählt hätte. Mir haben es etwa die Vorgriffe auf Musks späteren Werdegang, um die der Autor die Schilderung von dessen Kindheit und Jugend angereichert hat, eher schwer gemacht, in den dafür relevanten Kapiteln zu folgen. Die darin von Isaacson untergebrachten Interpretationen, die nach Meinung des Autors deren Auswirkung auf Musks erwachsenes Ich und späteres Leben betreffen, haben meinen Lesefluss gestört. So wird in diesem Zusammenhang beispielsweise Musks spätere Frau zitiert, die an dieser Stelle nicht eingeführt wird, sondern erst in einem späteren Kapitel, wenn sie in Musks Leben treten wird. Indem mir diese Frau von Musk nicht bekannt gewesen ist, ist mir die Orientierung dabei nicht leicht gefallen. Lesbarer und verständlicher wäre das Werk von Isaacson für mich bei einem rein chronologischen Aufbau gewesen, den ich mir gewünscht hätte. Bei den über achthundert Seiten, die dies umfasst, hätten sich derartige Stellen für Kürzungen angeboten.

Ausführliche Anhänge wie insbesondere ein Glossar
In passender Weise wird diese Biographie über Musk von ausführlichen Anhängen abgerundet, die insbesondere ein Stichwortverzeichnis beinhalten. Das hat mir besonders gut gefallen, da dieses Werk sich damit auch zum Nachschlagen eignet. Weil mir Musks Werdegang nicht so präsent gewesen ist, hätte ich mir einen Lebenslauf als zusätzlichen Anhang gewünscht, der mir einen grundlegenden Überblick über den Inhalt dieser Biographie geboten hätte. Das hätte mir die Orientierung erleichtern können. Dazu hätte auch beigetragen, wenn Isaacson die knapp hundert Kapitel in seinem Buch in übergeordnete Teile (z.B. zeitliche Abschnitte) zusammengefasst hätte, um auf diese Weise für ein höheres Maß an Ordnung zu sorgen und einen besseren Überblick über das Inhaltsverzeichnis zu liefern. Denn in der vorliegenden Form verliere ich mich da zu leicht in der Vielzahl von Details und laufe Gefahr, vor lauter Bäumen den Wald nicht zu sehen.

Ein Must Read für jeden an Elon Musk Interessierten
Insgesamt stellt dieses Werk von Walter Isaacson ein Must Read für jeden an der Biographie von Elon Musk Interessierten dar, weil es tiefe Einblicke auf diesen visionären, doch ambivalent anzusehenden Unternehmer, seinen Werdegang, dessen charakteristische Wesenszüge sowie sein näheres, ihn dabei begleitendes Umfeld erlaubt. Das wurde auch dadurch ermöglicht, dass der Autor ganz nah dran an Musk gewesen ist, als er ihn über zwei Jahre hinweg begleiten durfte und ihn an dessen Seite erleben konnte. Das hat zu diesem besonderen Blick, den er in seinem Buch bietet, auf Musks Leben, Wirken und Werk geführt.

 

4 Sterne ****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Originaltitel: Elon Musk: by Walter Isaacson
  • Herausgeber: Bertelsmann Verlag
  • Erscheinungsdatum: 11. September 2023
  • ASIN: B0CHWHXM61
  • Seitenzahl: 832
  • Preis: 38 €