Intensiver Fall für Roy Grace im Milieu der albanischen Mafia
Inhalt: Der in der Finanzwelt tätige Kipp Brown konnte sich aufgrund seines guten Instinkts
Investmententscheidungen für seine Klienten betreffend ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen. Doch seit dem frühen Unfalltod seiner Tochter will dem einst so erfolgsverwöhnten Kipp nichts mehr
gelingen. Er kompensiert den Verlust mit seiner Spielsucht, die immer weiter außer Kontrolle gerät. Kipp häuft Schulden an, bis beim gemeinsamen Besuch eines Fußballspiels mit seinem Sohn Mungo
die Katastrophe passiert.
Protagonist Roy Grace und ein umfangreiches Arsenal an Nebenfiguren
"Er will dein Ende" ist bereits der vierzehnte Fall für Detective Superintendent Roy Grace. Dabei fällt auf, dass
Peter James den Mut besitzt seine Hauptfigur im ersten Drittel dieses Krimis kaum in Erscheinung treten zu lassen, sondern statt dessen seinen zahlreichen Nebenfiguren erstaunlich viel Raum zu
geben. Denn der Autor baut verschiedene Handlungsstränge auf, wofür er ein recht umfangreiches Figurenarsenal einführt. So bleibt zunächst wenig Zeit für Protagonist Roy Grace und weitere in
diversen Verbrechen ermittelnde Polizisten. Doch indem so viele Kapitel aus Sicht von potenziellen Opfern bzw. profitierenden Mittätern geschildert sind, hat mich dieser Krimi mit seiner
ungewöhnlichen Erzählweise überzeugt. Dabei wurde Spannung dadurch erzeugt, dass ich an diesen Nebenfiguren und ihren Sorgen, Zweifeln und Ängsten ganz nah dran gewesen bin.
Nebenher lässt Peter James relevante Informationen aus vorherigen Bänden mit einfließen, so dass ich auch ohne die unmittelbaren Vorgänger der Reihe zu kennen gut folgen konnte. In diesem Krimi
treffen etwa Finanzinvestor Kipp Brown und Detective Superintendent Roy Grace nicht zum ersten Mal aufeinander. Zuvor ist Kipp von Grace allerdings als Verdächtiger im Rahmen einer Mordermittlung
vernommen worden. Aber da weder Grace noch Detective Inspector Glenn Branson über weite Strecken des ersten Teils von "Er will dein Ende" in Erscheinung treten, ist dieser Krimi nur bedingt
geeignet, um ihn als ersten Band der Reihe zu lesen.
Abwechslungsreiche Erzählweise aus unterschiedlichen Perspektiven
Zu dem zentralen Handlungsstrang um Kipp Brown und seinen Sohn Mungo kommen weitere hinzu. So erhält Adrian Morris, der Sicherheitschef des Amex-Stadions, einen Drohanruf, als das größte Spiel
der Saison bevor steht. Der unbekannte Anrufer gibt an eine Bombe während des Spiels im Stadion hochgehen zu lassen, sofern Morris nicht das vom Erpresser verlangte Geld überweisen sollte. Zudem
erzählt Peter James von der jungen Albanerin Florentina, die nach dem Willen ihrer Familie mit dem so alten wie unansehnlichen Dragan verheiratet werden soll. Denn Dragan ist bereit ein
großzügiges Brautgeld für Florentina zu zahlen. So läuft Florentina vor ihrer Verlobung fort und gerät dabei vom Regen in die Traufe.
In weiteren Kapiteln werden verschiedene Mitarbeiter von Mr. Dervishi, der zur albanischen Mafia in Brighton gehört, vorgestellt. Der Medizin Student Gentian foltert in dessen Auftrag und
dem Baggerfahrer Stephen Suckling, der auf dem Bauschutt-Recycling Depot der Firma Carter Contracting arbeitet, zahlt Mr. Dervishi ein lukratives Nebeneinkommen dafür, dass Stephen die dort
entsorgten Leichen verschwinden lässt.
Dabei erzählt Peter James abwechslungsreich aus verschiedenen Perspektiven, die neben den bereits erwähnten Figuren etwa auch die des Bombenlegers im Stadion sowie der ermittelnden Polizisten
umfassen. Und so stellte sich mir schon zu Beginn die Frage, in welcher Beziehung die verschiedenen Personen zueinander stehen und wie deren unterschiedliche Aktionen letztlich zusammenhängen
werden. Und die Vielzahl der vom Autor aufgebauten Handlungsstränge, die mit einem umfangreichen Figurenarsenal einhergeht, verleiht diesem Krimi eine gewisse Komplexität.
Zum Spannungsaufbau und zur Entwicklung der Handlung im weiteren Verlauf
Zur Intensität, die dieser Krimi erzeugt, tragen neben seiner abwechslungsreichen Erzählweise auch dessen ambivalenten Figuren bei. So ist Kipp zwar ein Unsympath, wie er im Buche steht, da er
ein schwieriges Verhältnis zu seinem Sohn Mungo hat und lieber seiner außer Kontrolle geratenen Spielsucht frönt als Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Und bei seinem ersten
Aufeinandertreffen mit Grace in einem einer seiner früheren Fälle hat Kipp sich als überheblicher Angeber entpuppt, der gleich mit der Polizei aneinandergeraten ist. Doch zeigt Peter James auch
eine andere Seite von Kipp, die seinen Kummer greifbar werden und mich mit ihm mitleiden ließ.
Wenn die Ermittlung dann in die Gänge kommt, indem der Fokus mehr auf der Arbeit der ermittelnden Polizisten liegt, hat mich der Autor mit seinem realistischen Schreibstil überzeugt. Dieser
besticht durch seine authentischen Beschreibungen, in denen die Arbeit der Polizei geschildert wird. Dabei fließen nebenher eine Vielzahl von Details ein, die von dem Strategiebuch, das Grace zu
führen hat, bis hin zum Proceeds of Crime Act reichen. Letzterer ermöglichte es der IT-Forensikabteilung aufzurüsten, wenn diese bei bestimmten Verbrechen beschlagnahmte Computer danach selbst
nutzen durfte.
Mein Fazit zum Schluss
Das Finale konnte mich mit einigen unerwarteten Wendungen überraschen. So habe ich zum Teil nicht kommen sehen, wer versuchte welchen anderen Beteiligten zu töten und wer dabei überlebte oder
auch nicht. Und schließlich hat der Autor mir nach der vielschichtigen Tour de force, die dieser vierzehnte Fall von Grace für mich bedeutet hat, sogar eine Art von Happy End gegönnt.
4,5 Sterne *****
Allgemeine Angaben zum Buch:
Roy Grace-Reihe: