In Schweden stirbt es sich am schönsten von Anders de la Motte und Måns Nilsson


Nicht ganz so starker zweiter Fall für das ungleiche Ermittler-Duo Vinston und Esping

 

Inhalt: Der riesige Antiquitäten-Markt, bei dem auf einer mehrere Fußballfelder messenden Fläche von typischem Flohmarkt Trödel bis hin zu hochpreisigen Antiquitäten alles angeboten wird, zieht Jahr für Jahr Touristen und Händler aus aller Welt an. Da Peter Vinston noch während der letzten Wochen seines Urlaubs Zeit mit seiner Tochter Amanda verbringen will, die auf dem Markt Eis verkauft, weil sie in einer Eisdiele jobbt, begleitet er seine Ex-Frau Christina und deren neuen Mann Poppe Löwenhjelm dorthin. Nach einem kurzen, sintflutartigen Regenguss, vor dem alle ihre erworbenen oder zu verkaufenden Schätze in Sicherheit zu bringen suchen, indem dieser Schauer jeden gleichermaßen unerwartet trifft, dringen Schreie mitten in das sich wieder ordnende Chaos. Nalle Persson, der als Miteigentümer von Rasks Gebrauchtmöbelhandel sein Geschäft rund um Haushaltsauflösungen rücksichtslos betrieben hat, atmet nicht mehr.

 

Zur Charakterisierung der Protagonisten Peter Vinston und Tove Esping
“In Schweden stirbt es sich am schönsten” ist nach “Der Tod macht Urlaub in Schweden” der zweite, in Österlen angesiedelte Fall für das ungleiche Ermittler-Duo Peter Vinston und Tove Esping. Vinston hat sich von dem Burnout, der im Vorgänger der Grund für seine Auszeit im ländlichen Schweden gewesen ist, erholt. Mittlerweile plagt ihn sogar die seinen gemütlichen Alltag dominierende Langeweile derart, dass er sich auf seine Rückkehr in die Großstadt freut, um wieder seiner Arbeit beim Reichskriminalamt nachzugehen. Vinston fällt durch seinen für einen Polizisten untypischen, überkorrekten Kleidungsstil auf, der ihn auch die sommerliche Hitze in einem dreiteiligen Anzug ertragen lässt. Dafür hat er seine geliebte Fusselrolle oder einen Schirm und weitere, kreativere Hilfsmittel stets griffbereit.
Tove, die in der Umgebung von Österlen groß geworden ist, stammt aus einer einflussreichen Familie. Als sie Kommissarin geworden ist, hat sie sich jedoch gegen den Einstieg ins Familiengeschäft entschieden. So brennt sie nun darauf die Leitung in einem Mordfall zu übernehmen, damit sie aus dem Schatten erfahrener Kollegen treten kann. In Ihrer Freizeit unterstützt sie ihrer Lebensgefährtin Felicia Oduya in deren Kaffeehaus, in dem gerade jede Hand gebraucht wird, da wegen der aufgrund der Hochsaison nach Schonen strömenden Touristen viel Betrieb herrscht. Dabei ist sich Tove nicht zu schade, in der Küche schmutzige Tassen abzuspülen, obwohl ihre Gedanken an sich nur um den Tod von Nalle Persson kreisen.

 

Dynamik der Beziehung zwischen Vinston, Hofkatze Pluto und Kollegin Tove
Vinston bewohnt die von Poppe und Christina gemietete Bäckastuga, bei der die Hofkatze Pluto zum Inventar gehört. Im ersten Band der Reihe hatte Pluto sich zum Szenendieb gemausert, wenn er für einige lustige Szenen zwischen Vinston und ihm gesorgt hat. Mittlerweile pflegt Vinston einen entspannten Umgang mit der Katze. Seine Abneigung gegenüber Tieren im Haus im Allgemeinen und von Katzenhaaren in seinem Bett im Speziellen hat Vinston insofern überwunden hat, dass er mit Pluto ein Arrangement getroffen hat, indem er ihn mit Sardinen besticht. Eine ähnliche Entwicklung hätte ich auch im Verhältnis, das die Zusammenarbeit von Vinston und Esping prägt, erwartet, nachdem die beiden im Vorgänger erst mühsam ihre Differenzen überwinden und gegenseitige Vorurteile abbauen mussten, um sich zusammenraufen zu können. Da hat es mich dann schon irritiert, dass Vinston und Esping zu Beginn dieses Krimis quasi wieder beim gleichen Punkt wie in “Der Tod macht Urlaub in Schweden” starten, wenn Tove auf die Unterstützung des erfahrenen Ermittlers Vinston verzichten und diesen Mordfall allein lösen will, obwohl sie zuvor gemeinsam den rätselhaften Tod der Promi-Maklerin Jessie Anderson erfolgreich aufgeklärt hatten.

 

Lokale Folklore, kulinarische Genüsse und die malerische Schönheit der Schären
Bereits im Prolog lebt die lokale Folklore auf, indem von de la Motte und Nilsson die sich um die Namensgebung rankende Sage des Flusses Trollelier, in dessen Nähe der Antiquitäten-Markt stattfindet, wiedergegeben wird. Die Geschichte ist ein Drama um Liebe und Eifersucht, bei dem Riesen die Hauptrolle spielen. Auch beschreiben die Autoren die malerische Schönheit des idyllischen Schonen, das sich an strahlenden Sonnentagen bei Vogelgezwitscher und wenn alles blüht, von seiner besten Seite zeigt. So wie im ersten Band der Reihe ist das gute Essen, das Vinston genießt, wiederum von Bedeutung. Die kulinarischen Genüsse reichen dabei von bodenständiger Hausmannskost wie selbstgemachten, zum Mittagessen verzehrten Köttbullar bis hin zum noblen Abendessen, bei dem Rehfilet gespickt mit Knoblauch, Pilzen und Nüssen serviert wird, das von Vogelbeergelee und einem nach Rosen, Trüffeln und Leder duftenden Wein abgerundet wird.

 

Die Vielzahl der Verdächtigen im eigentlichen Mordfall
Weil Nalle Persson neben der gefühlskalten Beziehung zu seiner Frau Sussi eine Affäre hatte und Rasks Gebrauchtmöbelhandel derart gnadenlos betrieben hat, dass er allein am Tag seiner Ermordung zunächst über den Kauf einer wertvollen Schale chinesischen Porzellans mit China-Gert Zillen aneinander geraten ist, dann Streit mit Mats Lindeman, seinem Stand Nachbarn auf dem Markt, hatte, um im Anschluss daran von einer etwa vierzigjährigen, kurzhaarigen Frau als Dieb beschimpft zu werden, mangelt es Vinston und Esping nicht an Verdächtigen. Auch hat Nalle nicht vor dubiosen Geschäften mit zwielichtigen Gestalten zurückgeschreckt, indem ihm jedes Mittel zum Geldverdienen recht gewesen ist. Dass Vinston und Esping einer Vielzahl unterschiedlicher Spuren nachzugehen und verschiedene Verdächtige zu befragen hatten, hat die Schilderung von deren Ermittlungsarbeit für mich kurzweilig ausfallen lassen.

 

Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge

“In Schweden stirbt es sich am schönsten” habe ich als nicht so gelungen wie dessen Vorgänger empfunden, weil dieser Krimi weniger originell ausgefallen ist und es nicht geschafft hat eigene Akzente zu setzen, wenn das Erfolgsrezept von “Der Tod macht Urlaub in Schweden” kaum variiert worden ist. Das zieht sich durch diesen Roman durch und beginnt bei Schloss Gärsnäs, das dieses Mal für die Aufzeichnung einer bekannten Fernsehshow anstelle der bombastischen Geburtstagsfeier als Event Location dient, führt über nebenher einfließende Gespräche, die von einer geteilten Leidenschaft fürs Reiten samt des Besitzes eines kostspieligen Pferdes handeln, und Vinstons Leibspeise bis hin zum Finale, das an sich spektakulär wäre, wenn es denn von seinem grundlegenden Aufbau her nicht derart stark an das des ersten Bandes der Reihe erinnern würde. De la Motte und Nilsson hätten dem Krimi mehr Eigenständigkeit verleihen können, indem die Sichtweisen von Vinstons erweiterter Familie darin integriert worden wären. Das schließt für mich die Perspektive seiner Ex-Frau Christina, von deren gemeinsamer Tochter Amanda und insbesondere von Christinas neuem Mann Poppe mit ein. Poppe, der eingeführt als ruhiger, entspannter Charakter die zwischen Peter und Christina herrschenden Spannungen auszugleichen vermochte, kommt in diesem Buch aber eine Rolle zu, bei der er mehr Ecken und Kanten zu zeigen hätte. Abgesehen von einem kurzen Abschnitt, in dem aus seiner Sicht die Teilnahme an einer Auktion geschildert wurde, ist er dabei jedoch ziemlich blass geblieben.

 

3,5 Sterne ****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Originaltitel: Ett fynd att dö för
  • Herausgeber: Droemer
  • Erscheinungsdatum: 2. Mai 2023
  • Seitenzahl: 384
  • ISBN-10: 3426308754
  • ISBN-13: 978-3426308752
  • Preis: 15,99 €

Österlen-Morde Serie:

  • Band 1: Der Tod macht Urlaub in Schweden
  • Band 2: In Schweden stirbt es sich am schönsten