Mayfair House von Alex Hay

 

Von der Haushälterin zur Rächerin in einem ausgeklügelten Heist-Raubzug

 

Inhalt: Mrs. King ist für lange Jahre Haushälterin bei der wohlhabenden Familie de Vries gewesen, die das auch aufgrund seiner opulenten Ausstattung prachtvollste Anwesen in der Park Lane besitzt. Da wird sie kurz nach dem Tod des Hausherren von einem Tag auf den anderen plötzlich vor die Tür gesetzt. Doch die Rache ist bereits in Planung. In einem raffinierten Heist gedenkt Mrs. King sich zu holen, was ihr zusteht. Die perfekte Gelegenheit dazu bietet ihr der Ball, zu dem sie die junge Miss de Vries manipuliert hat, die endlich unter die Haube kommen will, wenn sich die gesamte High Society Londons im Mayfair House einfinden wird.

 

Zu den Stärken von "Mayfair House" zählen dessen Aspekte als historischer Roman, in denen Alex Hay das London zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor meinem inneren Auge hat lebendig werden lassen. Das beginnt bei den eindrucksvollen Beschreibungen im Anwesen der de Vries, das in jedem Winkel vom Reichtum der Familie geprägt ist. Diesen stellt der Autor die bescheidenen Verhältnisse gegenüber, in denen Mrs. King sich wiederfindet, als sie auf der Straße landet, nachdem sie ihre Anstellung als Haushälterin verloren hat. Ein detaillierteres Bild dieses von Armut gezeichneten Lebens in London ergibt sich durch die nach und nach eingeführten Komplizinnen von Mrs. King, die sie bei ihrem geplanten Raubzug unterstützen werden. Damit dass die Crew von Mrs. King ausschließlich aus Frauen besteht erinnert der Roman an den Film Ocean's 8 allerdings in historischem Setting, der diesem einen besonderen Touch verleiht.

 

Alex Hay punktet mit der Charakterisierung seines Ensembles aus zentralen Figuren. Nahezu alle wesentlichen Figuren sind dabei Frauen, was nicht nur Mrs. Kings Komplizinnen, sondern auch Miss de Vries als deren Gegenspielerin mit einschließt. Da ist der Autor durch und durch konsequent. Männer dürfen diesem weiblichen Figurenarsenal nicht die Show stehlen. Ein Beispiel dafür ist Mr. de Vries, der sich für die im Roman angestoßenen Ereignisse verantwortlich zeigt, jedoch nur in Rückblenden auftaucht und so eher als kürzlich Verstorbener durch den Roman geistert. Alex Hay gelingt es bereits in den ersten Kapiteln die Beschreibung der verschiedenen Figuren gut herauszuarbeiten, so dass ich diese leicht voneinander unterscheiden konnte, obwohl eine Vielzahl von Figuren eingeführt wird. Der Fokus auf den starken Charakteren wie etwa von Mrs. King oder interessanten Figuren geht aber leider zulasten der Spannung. Denn bedingt durch diese Art des für den Roman gewählten Aufbaus dauert es dann eine ganze Weile, bis die Handlung in die Gänge kommt. Das bremst auch eine rasante Erzählweise, wie sie etwa die Ocean’s Eleven Filmreihe geprägt hat, aus. Womöglich wollte Alex Hay da in seinem Buch dann einfach zu viel auf einmal: ein glamouröses historisches Setting, ein ausuferndes Figurenensemble, das durch gelungene Charakterisierungen besticht, sowie ein ausgeklügelter Heist-Raubzug, der eigentlich im Mittelpunkt des Romans stehen sollte. Für mich ist das ein wenig schade gewesen, da mich der raffinierte Diebstahl tatsächlich am meisten an diesem Roman interessiert hat.

 

4 Sterne ****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Originaltitel: The Housekeepers
  • Herausgeber: Insel
  • Erscheinungsdatum: 10. März 2024
  • Seitenzahl: 405
  • ISBN-10: 3458644407
  • ISBN-13: 978-3458644408
  • Preis: 20 €