Demon Copperhead von Barbara Kingsolver

 

Ein Porträt der von der Opioid-Krise gezeichneten USA in Anlehnung an David Copperfield

 

Der Roman "Demon Copperhead", der nach seiner Hauptfigur benannt ist, stellt eine Neuinterpretation des Klassikers "David Copperfield" von Charles Dickens dar, der von Barbara Kingsolver dafür ins Hier und Jetzt versetzt wurde, um aktuelle Themen, die Amerika nun prägen, wie etwa die USA als von der Opioid-Krise gezeichnetes und gebeuteltes Land aufgreifen zu können.

 

Demon Copperhead, der Protagonist dieses Romans, wird in den Appalachen Virginias geboren, als seine Mutter noch minderjährig ist. Der Junge mit markante, feuerrotem Haar wächst in Armut - auch in Folge der Opioid-Krise - auf. Geprägt von Verlusten und Rückschlägen, hat Demon, der über einen starken Lebenswillen besitzt bzw. Willen zum Überleben verfügt, fortwährend zu kämpfen und verarbeitet seine Erfahrungen in den von ihm gezeichneten Comics.

 

Barbara Kingsolver gelingt in ihrem Roman eine eindringliche Beschreibung der sozioökonomischen Probleme der Region, wenn sie ein Porträt derselben entwirft, die von Armut, Ausbeutung und Drogensucht dominiert wird. Die Autorin schafft es zugleich die Balance in ihrem Werk zu wahren, indem sie die Tristesse darin nicht überhand gewinnen lässt, da ihre Hauptfigur Demon Humor besitzt, bisweilen unverwüstlich scheint und nie seinen Willen führt, darum zu kämpfen, ein besseres Leben führen zu können.

 

Auch wenn "Demon Copperhead" sich an "David Copperfield" orientiert, ist der Roman keine leichte Kost. Das liegt nicht nur in seiner ausufernden Länge von mehr als achthundert Seiten begründet, die zumindest bei mir nicht leicht oder wie im Flug vergangen sind. Stattdessen verleiht Kingsolver ihrem Roman dadurch eine Wucht, gibt ihm eine Schwere, ein Gewicht, die der Thematik angemessen ist. Obgleich Kingsolvers lebendige Erzählweise in detaillierten Beschreibungen für ein flüssiges Leseerlebnis sorgt, stellt "Demon Copperhead" doch insgesamt eine herausfordernde Lektüre dar. Dabei deckt die Autorin eine große Bandbreite von Themen ab, die den Fokus des Romans neben Armut und soziale Ungerechtigkeit unter anderen auf die Opioid-Krise und deren Folgen richten, die im Roman schonungslos in ihren brutalen Auswirkungen auf Süchtige und deren Familien geschildert werden.

 

Barbara Kingsolver ist in "Demon Copperhead" ein eindrucksvolles Porträt gelungen, das den Vergleich zu "David Copperfield" von Charles Dickens als dessen berühmter Vorlage nicht zu scheuen braucht. In ihrem Roman greift die Autoren die aktuellen, sozialen Probleme auf, von denen Amerika geprägt sind, und zeichnet so stellenweise ein düster, abgründiges Bild der USA. Auch wenn das Werk so alles andere als leichte Kost ist, stellt es für mich eine Pflichtlektüre dar, die vollkommen zu recht sowohl mit dem Women's Prize for Fiction als auch dem Pulitzer-Preis in 2023 ausgezeichnet wurde.

 

4,5 Sterne ****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Originaltitel: Demon Copperhead
  • Herausgeber: dtv
  • Erscheinungsdatum: 15. Februar 2024
  • Seitenzahl: 4864
  • ISBN-10: 3423283963
  • ISBN-13: 978-3423283960
  • Preis: 26 €