März 2024

 

Mein März ist von Sachbüchern und Ratgebern geprägt gewesen. Im eindrucksvollen Bildband ist mir "Die Geschichte der Uhr" von Alexander Barter anhand einer Vielzahl vorgestellter Modelle erläutert worden. Von Martina Fischer habe ich mich in ihre Kräuterwelt entführen lassen ("Meine Wildkräuter") und von Martina Kaiser eine spirituelle Sichtweise auf den Kreis des Jahres - ergänzt um Sagen, Mythen und Legenden - erfahren ("Der Jahreskreis"). Beide Autorinnen wussten mich mit interessanten Rezepten zu Kräutern und Heilpflanzen zu überzeugen.

 

 

23. März 2024: Meine Wildkräuter von Martina Fischer

16. März 2024: Der Jahreskreis von Martina Kaiser

9. März 2024: Die Geschichte der Uhr von Alexander Barter

 

 

23. März 2024: Meine Wildkräuter von Martina Fischer

 

Persönlich gehaltenes Wildkräuterbuch mit einer Vielzahl praktischer Abbildungen und tollen, inspirierenden Rezepten

 

Martina Fischers Ratgeber zu Wildkräutern ist von ihrer persönlichen Herangehensweise an die Thematik geprägt. So stellt sie etwa in seiner Einführung ihren eigenen Bezug zu Heilpflanzen dar, mit denen sie aufgewachsen ist, da sie deren Anwendung bei gesundheitlichen Beschwerden durch ihre Mutter als Kind miterlebt hat und die sie auf dem von ihrer Großtante geerbten Hof für sich wiederentdeckt hat. Im weiteren Verlauf dieses Wildkräuterbuchs präsentiert die Autorin in detaillierten Beschreibungen die von ihr favorisierten Wildkräuter. Theoretisch fundiertes Wissen steuert sie dadurch bei, dass sie nicht nur gelernte Krankenschwester ist, sondern auch eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin sowie im Hinblick auf Heil- bzw. Wildkräuter absolviert hat.

 

Zum grundlegenden Aufbau von "Meine Wildkräuter" in dessen Hauptteil

Den Hauptteil von "Meine Wildkräuter" bilden die unterschiedlichen Kapitel, in denen von Martina Fischer an die zwanzig verschiedene Heilpflanzen und mehr im Einzelnen vorgestellt werden. Dazu zählen beispielsweise Bärlauch, Brennnessel, Schafgarbe, Gundermann und Giersch. Die Auswahl mag zwar kleiner ausfallen als das in anderen Büchern zum Thema der Fall ist, meinen persönlichen Geschmack hat sie jedoch ausgesprochen gut getroffen, da diese viele der Wildkräuter umfasst, die ich in der Vergangenheit selbst schon gesammelt habe und über die ich gern mehr erfahren wollte. Darüber hinaus gibt es Kapitel zu Laubbäumen (u.a. Birke, Ahorn, Linde), Nadelbäumen (u.a. Lärche, Fichte, Kiefer) und zu Beeren (z.B. Preiselbeere, Schlehe, Vogelbeere).

 

Zu den einzelnen Porträts der Wildkräuter in diesem Buch

Jedes Porträt einer Wildpflanze beginnt mit einer Steckbrief artigen Übersicht, die neben einem großformatigen Foto der Pflanze deren lateinischen Namen, ihre Zugehörigkeit zur Gattung wie Familie, andere Bezeichnungen, unter denen sie ebenfalls bekannt ist, deren bevorzugten Standort und welcher Teile der Pflanze wann im Jahr gesammelt werden können, enthält. Zudem sind Hinweise dazu enthalten, wie das vorgestellte Wildkraut verwendet (u.a. als Gemüse oder Salat in der Küche) oder haltbar gemacht (z.B. durch Trocknen, Kochen, Einfrieren) und mit welcher Pflanze es verwechselt werden kann.

Im weiteren Verlauf des Kapitels werden von Martina Fischer weitere Details zum betrachteten Heilkraut geliefert, die diesen vorangestellten Überblick ergänzen. Dazu zählen eine ausführliche Beschreibung der Pflanze, aber beispielsweise auch Abbildungen von giftigen Pflanzen, deren Äußeres dem zu sammelnden Wildkraut ähnelt. Im Fall des Bärlauchs wären dies etwa der Aronstab, die Herbstzeitlose oder das Maiglöckchen, die damit verwechselt werden könnten.

 

Zum historischen Kontext einer jeden Pflanze, ergänzt um Anekdoten mit persönlichen Bezug

“Meine Wildkräuter” eignet sich mehr als Lektüre, denn als Nachschlagewerk, da dessen Lesbarkeit dadurch von Martina Fischer erhöht wird, dass ihr Schreibstil derart persönlich ausgefallen ist. So hat sie mich in diesem Buch an ihrem eigenen Erfahrungsschatz teilhaben lassen. Beispielsweise geht die Autorin darauf ein, wie sie ursprünglich ein klassisches Pesto aus Bärlauch zubereitet hat, bis sie erkannt hat, dass sie das in dieser Form nicht gut vertragen hat. Um die Müdigkeit, die dieses Pesto zuvor in ihr ausgelöst hat, zu vermeiden, hat sie sein Rezept durch entsprechende Anpassungen variiert. Zudem leitet Martina Fischer jedes Porträt eines Wildkrauts mit Abschnitten zu seiner Geschichte und dessen Besonderheiten ein, die ich stets mit Interesse gelesen habe. Bärlauch etwa ist für sie die "Winter ade"-Pflanze, weil sie den Frühling einläutet. Auch ist der Bärlauch möglicherweise bereits den alten Germanen bekannt gewesen, die sich im Frühjahr hungrig darüber hergemacht haben, um neue Kräfte verliehen zu bekommen, und von Hexen in der Walpurgisnacht verwendet worden.

 

Zur heilenden Wirkung von Wildkräutern

Schon in der Einführung ihres Buchs geht Martina Fischer darauf ein, dass Wildkräuter gut für die Gesundheit sein können, da sie reich an Bitterstoffen, Vitaminen und vielem mehr sind. In den einzelnen Porträts der von ihr detailliert vorgestellten Pflanzen setzt sie sich dann mit deren heilender Wirkung auseinander. In diesem Zusammenhang erläutert die Autorin die Wirkweise der primären Inhaltsstoffe des jeweiligen Wildkrauts. Bärlauch beispielsweise kann positive Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt haben und den Stoffwechsel unterstützen.

 

Eine Vielzahl inspirierender Rezepte für den Einsatz von Wildkräutern in der Küche …

Ein Highlight in "Meine Wildkräuter" sind die Rezepte, die sich zum Schluss eines jeden Kapitels finden und die ergänzt um ansprechende Fotos mir gleich Lust darauf gemacht haben, diese auszuprobieren. Was etwa Bärlauch betrifft, finden sich in diesem Buch unter anderem Rezepte für ein Pesto, Baguettes, Pfannkuchen oder Schupfnudeln, in die Bärlauch eingearbeitet wird. Dabei haben die Rezepte, die teilweise italienisch angehaucht sind (z.B. Pesto, Grissini), teilweise süddeutsch (u.a. Schupfnudeln) ausgefallen sind, zumindest meinen Geschmack gut getroffen. Insgesamt wartet Martina Fischer mit hundert Rezepten dieser Art auf und hat mir damit vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt, die vorgestellten Wildkräuter auch in der Küche zu verwenden. Das reichte von Klassikern wie einem Bärlauch Pesto oder einer Löwenzahn Limonade, die mir zuvor schon bekannt gewesen sind, bis hin zu spannenden Kreationen wie zum Beispiel von schokolierten Knospen, Ahornsalat oder Lärchensalz.

 

… und als Heilpflanze

Die genannten Rezepte beziehen sich jedoch nicht ausschließlich auf den Einsatz von Wildkräutern in der Küche. Darüber hinaus gibt es Rezepte im Hinblick auf deren heilende Wirkung. So führt die Autorin unter anderem aus, wie sich ein Tee aus Brennnesselblättern oder Wurzeln und eine Tinktur aus Brennesselsaft zubereiten lässt. Denn Brennnesseln, die reich an Eisen sind, können blutverdünnend und entzündungshemmend wirken.

 

Mein Fazit

Überzeugt hat mich an “Meine Wildkräuter” der persönlich gehaltene Schreibstil von Martina Fischer, mit dem sie ihr Buch um viele eigene Erfahrungen angereichert hat, die es für mich gut lesbar haben werden lassen. Gefallen hat mir auch dessen interessante, da vielfältige Kombination, weil damit mein Geschmack getroffen wurde. Diese konzentriert sich auf eine geeignete Auswahl an Wildkräutern, die von der Autorin vorgenommen wurde, was dieses Buch meiner Ansicht nach insbesondere für Einsteiger in die Thematik geeignet werden lässt. Dabei deckt Martina Fischer dann aber eine große Bandbreite ab, die von historisch verbrieften Fakten, über Sagen und Legenden bis hin zur heilenden Wirkung der vorgestellten Kräuter reicht, die in Rezepten zu deren Verwendung sowohl im Hinblick darauf als auch in der Küche veranschaulicht wird.

 

Zu den Anhängen zum Schluss

Abgerundet wird "Meine Wildkräuter" von wenigen Seiten an Anhängen, die aus Tipps zum Sammeln (wo, wann und wie) und zum Verarbeiten (=Trocknen), einem Quellenverzeichnis sowie einer Übersicht der im Buch enthaltenen Rezepte bestehen. Leider habe ich dabei ein detailliertes Stichwortverzeichnis vermisst, das sich zum Nachschlagen angeboten hätte, etwa im Hinblick auf unterschiedliche gesundheitliche Beschwerden, bei denen die in diesem Buch porträtierten Pflanzen unterstützen können. Auch hätte mir eine abschließende Übersicht in Form eines Kalenders gut gefallen, die mir einen Überblick darüber verschafft hätte, wann sich welche Teile der von Martina Fischer favorisierten Wildkräuter sammeln lassen.

 

4,5 Sterne ****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Herausgeber: Kailash
  • Erscheinungsdatum: 3. Mai 2023
  • ISBN-10: 3424632392
  • ISBN-13: 978-3424632392
  • Seitenzahl: 320
  • Preis: 24 €

 

16. März 2024: Der Jahreskreis von Martina Kaiser

 

Abwechslungsreich gehaltener, spiritueller Ratgeber, der in vielen Anregungen durchs Jahr begleitet

 

In Zeiten, in denen selbst ein seriöser Tagesspiegel in einem Artikel die Bedeutung wesentlicher Handlinien erklärt, habe ich diesen spirituellen Ratgeber von Martina Kaiser als stimmig empfunden. Dessen Aufbau passt zu seinem Titel, indem sich das Buch nach einem Vorwort der Autorin sowie einer Abbildung des keltischen Jahreskreise nach den Monaten von Januar bis Februar gliedert. Zusätzlich zu den 12 Monaten ist ein weiteres Kapitel enthalten, das die Rauhnächte als mystische Zeit zwischen den Jahren behandelt.

 

Stimmungsvoll wird jedes Kapitel, das einem Monat im Jahr gewidmet ist, von einem dafür geeigneten Zitat eingeleitet, ergänzt um einen dazu passenden Untertitel sowie ein Foto, das die thematisierte Zeit im Jahr veranschaulicht. Die von Martina Kaiser gewählten Zitate decken dabei eine große Bandbreite ab, indem sie von Goethe und Storm über den römischen Dichter Lukrez bis hin zu irischen Segenssprüchen reichen. Die Einführung des jeweiligen Kapitels setzt sich grundlegend mit dem darin behandelten Monat auseinander. Das schließt unter anderem die Herkunft von dessen Namen - wie etwa vom Juni nach der römischen Göttin Juno - sowie alternative Bezeichnungen für diesen Monat mit ein. Der Juni wurde früher beispielsweise auch Johannismond, Rosenmond oder Brachmanoth genannt. Mein Interesse haben dabei besonders die Bauernregeln, die das Wetter betreffen, geweckt, von denen viele so für mich neu gewesen sind. Der Juni beinhaltet etwa die Schafskälte zwischen dem 10. und 14., die Johannisflut im letzten Drittel sowie den Siebenschläfer am 27. dieses Monats.

 

Einen Schwerpunkt in jedem Kapitel bilden die "Themen des Monats", mit denen die Autorin zwar die Bedeutung des Monats im Verlauf des Jahres verdeutlicht, meinen Geschmack leider aber meist weniger gut getroffen hat. Auch erscheinen mir die Ausführungen oft ein wenig redundant zum folgenden Abschnitt "Meditationen, Rituale, Feste", in denen die im Monat relevanten Aspekte dann etwa durch spezifische Meditationen konkretisiert werden. Insofern hätte ich mir eine andere Gewichtung gewünscht. Die "Themen des Monats" hätten für mich kürzer ausfallen können, indem die betreffenden Abschnitte gestrafft werden. Stattdessen hätte ich mir einen stärkeren Fokus auf die "Kräuterkraft und Pflanzenschönheit" gewünscht, mit denen jedes Kapitel abschließt und in denen zum Monat passende Pflanzen - wie etwa der Linde und des Johanniskraut im Juni - einschließlich von Rezepten vorgestellt werden. Als Alternative dazu hätten sich auch weitere stimmungsvolle Bilder angeboten, die sich so nur am Kapitel Beginn finden und von denen ich mir mehr

gewünscht hätte.

 

Indem ich mich für die Mythen- und Sagenwelt interessiere, habe ich die Abschnitte von Martina Kaiser zu Mythen und göttlichen Wesen als durchweg gelungen empfunden. Gefallen hat mir dabei die große Bandbreite, die die Autorin abdeckt, wenn sie sich nicht auf eine Mythologie beschränkt, sondern wiederkehrende Themen in unterschiedlichen beleuchtet. Ein Beispiel dafür bildet die Dualität aus lichtem und dunklem Gott, die den Juni bedingt durch die Sommersonnenwende, die in diesen Monat fällt, ebenso wie den Dezember prägt und die sich unter anderem in der germanischen Mythologie in Gestalt des Lichtgotts Baldur und seines dunklen Bruders Hönur wiederfindet, aber auch in der ägyptischen Mythologie in den Göttern Osiris und Seth auftaucht. Ergänzt wird dies um die Wiedergabe von Sagen und Legenden etwa zu den Unterirdischen, die Zwerge oder ähnlich hilfreiche Geister darstellen können.

 

4 Sterne ****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Herausgeber: Aurum
  • Erscheinungsdatum: 13. Oktober 2023
  • ISBN-10:  3958836399
  • ISBN-13: 978-978-3958836396
  • Seitenzahl: 264
  • Preis: 24 €

 

9. März 2024: Die Geschichte der Uhr von Alexander Barter und Daryn Schnipper

 

Ein absolutes Highlight für jeden Uhrenliebhaber

 

“Die Geschichte der Uhr” ist in die einzelnen Jahrhunderte gegliedert, was im 16. Jahrhundert beginnt und bis in das 21. Jahrhundert reicht, um mit einer von Roger Smith auf der Isle of Man in 2022/23 hergestellten Armbanduhr mit Handaufzug zu enden. Insgesamt werden hundert Uhren aus fünfhundert Jahren vorgestellt. Dabei gibt es zu jeder Uhr in diesem Buch mindestens eine Doppelseite, wenn nicht mehr, die sich detailliert mit der betrachteten Uhr auseinandersetzt. Dazu gehören allgemeine Angaben zur Uhr, sofern diese bekannt sind, wie etwa deren Hersteller, das Land der Herstellung, deren Datierung sowie ihre Maße (z.B. ihr Durchmesser oder ihre Höhe). Auch wird eine präzise Beschreibung der jeweiligen Uhr angegeben, die von großformatigen Fotos, die deren Außen- wie Innenansicht umfassen, ergänzt wird. Diese veranschaulichen die betreffende Uhr nicht nur, sondern setzen diese gekonnt in Szene. Zudem findet eine Einordnung in den historischen Kontext statt, bei der unter anderem ein Bezug von der im Buch präsentierten Uhr zu vergleichbaren anderen Uhren hergestellt wird. Damit stehen in diesem Werk, das eine Kombination aus Sachbuch und Bildband darstellt, zwar die im Titel erwähnten 500 Uhren im Mittelpunkt. Darüber hinaus wird jedoch insgesamt ein Überblick über die Geschichte der Uhr im behandelten Zeitraum gegeben.

 

Eine vergoldete Trommeluhr aus Frankreich als erste Uhr

Die erste Uhr, die in “Der Geschichte der Uhr” von Barter und Schnipper vorgestellt wird, ist eine vergoldete Trommeluhr aus Frankreich, die vermutlich in Blois um 1525 bis 1550 gefertigt wurde. Das Besondere an dieser Uhr sind neben ihrem goldenen Äußeren, das sie edel und luxuriös wirken lässt, ihre geringen Maße. Denn dadurch handelt es sich bei dieser Uhr um die kleinste, heute bekannte Trommeluhr der Renaissance. Auch zeigt ein Gemälde von Hans Hohlbein, das heutzutage in der Gemäldegalerie in Berlin ausgestellt wird, ein Porträt von Georg Gisze, einem hanseatischen Kaufmann, auf dem sich eine Trommeluhr in ähnlichem Format abgebildet findet.

Neben den herausragenden großformatigen Fotografien, die die einzelnen Uhren illustrieren und für mich zum Highlight dieses Buchs zählen, ist der dazugehörige Text gleichermaßen interessant wie lehrreich ausgefallen. Denn die Autoren geizen nicht mit einer Vielzahl relevanter Fakten, die sie als Hintergrundwissen zur jeweils vorgestellten Uhr ergänzen. So habe ich beispielsweise vom Unterschied zwischen einer Trommel- und einer Dosenuhr erfahren, indem die Dosenuhr eine in ihrer Gestalt flacher gehaltene Variante der Trommeluhr darstellt, die zudem mit einem Klappdeckel, der ihrem Schutz dient, versehen ist.

 

Große Bandbreite an vorgestellten Uhren, beispielsweise im 16. Jahrhundert

Barter und Schnipper decken in “Der Geschichte der Uhr” anhand der von ihnen ausgewählten Uhren eine große Bandbreite verschiedener Modelle ab, die sich in ihrer Form, Art oder auch ihrem Hersteller voneinander unterscheiden können. Dazu gehören im 16. Jahrhundert als Hersteller etwa Jacques De La Garde, der unter anderem als Uhrmacher von König Heinrich III. von Frankreich tätig gewesen ist, und Pierre Chapelle aus Bordeaux in Frankreich. Die unterschiedlichen Varianten der im Kapitel, das das 16. Jahrhundert betrifft, behandelten Uhren reichen von einer Trommel- wie Dosenuhr, über eine Spindeluhr und große Halsuhr bis hin zu einer Kugeluhr, zu denen unter anderem die Globusuhren zählen, und einer in eine Pulverflasche integrierte Uhr, die damit eine Kombination aus beiden genannten Gegenständen bildet, was dieser Uhr ein ungewöhnliches Äußeres verleiht.

 

Zur frühen Geschichte der Uhr im 16. und 17. Jahrhundert

An diesem Werk haben mich neben den hochwertigen Fotografien, die detaillierte Einblicke und Außenansichten von jeder der hundert präsentierten Uhren bieten, besonders die frühen Zeiträume interessiert, indem mir die Geschichte der Uhr in deren Anfängen weitestgehend unbekannt gewesen ist. Damit hatten für mich die Kapitel, die sich mit dem 16. bzw. mit dem 17. Jahrhundert auseinandergesetzt haben, die größte Relevanz, da sie mit vielem, das für mich neu gewesen ist, aufzuwarten hatten. Dabei beginnt das 17. Jahrhundert in Großbritannien - genauer gesagt in London - und zwar mit einer vergoldeten Dosenuhr, die von Jacques Bulke, auch Jacques de Bulcke genannt, gebaut worden ist. Er ist einer der ersten in England gewesen, der die Betätigung des Uhrmachers zu seinem Beruf gemacht hat. Ebenso spannend ist das Kapitel, das den Zeitraum des 17. Jahrhunderts behandelt, von Barter und Schnipper fortgesetzt worden, indem in dessen weiteren Verlauf eine Reihe von besonderen Uhren, die ich so nicht erwartet hatte, vorgestellt wurden.

 

Beispiele für außergewöhnliche Uhren aus dem 17. Jahrhundert

In Wohl, das in Frankreich liegt, ist um 1610 eine Uhr gefertigt worden, die durch ihr einzigartiges Gehäuse auffällt, das aus einem Smaragd besteht, in das sie eingefasst ist. Auch zeigen die Autoren verschiedene Beispiele für eine astronomische Uhr, die als solche nicht nur die Uhrzeit anzeigt, sondern zudem Angaben von astronomischer Bedeutung - wie beispielsweise das Tierkreiszeichen, den dominierenden Planeten, die Mondphase oder die Planetenstunde - beinhaltet. Darüber hinaus hat mich eine von William Cory um 1630 hergestellte Uhr überrascht, was zum einen in ihrem achteckigen Gehäuse und zum anderen in den darauf abgebildeten Szenen aus der Bibel (z.B. das Fest von Absalom, die Emordung des Amnon oder die Kreuzigung Jesus Christi) begründet liegt. Dabei ist ihre achteckige Form nur für mich besonders gewesen, da diese im 17. Jahrhundert wohl recht häufig anzutreffen gewesen ist. Im Gegensatz dazu lassen von John Drake resp. von Jean Delacombes in Genf um 1650 gefertigte Uhren deren Gestalt, die einer Tulpenblüte nachempfunden ist, bzw. deren Gehäuse, das aus einem Bergkristall in Form eines Kreuzes besteht, einzigartig werden,

Als ungewöhnlich habe ich die von Jean Rousseau ebenfalls in Genf um 1650 hergestellte Memento-mori Uhr empfunden, die ihren Träger in der darin umgesetzten Thematik an die Unausweichlichkeit des Todes erinnern soll. Diese Uhr hat bei Rousseau die Gestalt eines realistisch dargestellten Totenschädels angenommen. Auch ist mir eine frühe Uhr des bekannten Thomas Tompion aufgefallen, die eine der ersten Uhren mit Unruhfeder gewesen ist. Denn einerseits wirkte sie recht modern auf mich. Andererseits besticht deren Ziffernblatt durch scheinbar willkürlich darauf angeordnete Ziffern, die einen beinahe dadaistischen Eindruck hinterlassen haben.

 

Eine in einen Singvogelautomaten integrierte Uhr als mein persönliches Highlight

Bei der Vielzahl außergewöhnlicher Uhren, von denen eine prächtiger als die andere ist, fällt es mir schwer, mich für ein Highlight darunter zu entscheiden. Dennoch zählt zu meinen persönlichen Favoriten aus diesem Buch der Singvogelautomat, der von Jacquet-Droz & Leschot in 1786/87 in Genf gefertigt worden ist. Dieser ist opulent verziert, indem er mit Perlen und Edelsteinen besetzt ist, was von einer Vergoldung abgerundet wird. Zugleich hat er aber auch filigran auf mich gewirkt - insbesondere in der in Emaille gehaltenen Abbildung eines Vogels. Insgesamt stellt er die Kombination aus einem Singvogelautomaten und einer darin integrierten Uhr dar, die zudem mit einem im Boden eingelassenen Geheimfach, das mit einem Spiegel ausgestattet ist, versehen ist. Damit kann dieses kleine mechanische Kunstwerk nicht nur die Zeit anzeigen, sondern auch mittels der eingebauten Orgel, die über sechs Pfeifen verfügt, die Stimme eines Singvogels wiedergeben.

 

Detaillierte Anhänge runden diese eindrucksvolle Kombination aus Sachbuch und Bildband ab

Abgerundet wird “Die Geschichte der Uhr” von umfangreichen Anhängen, zu denen neben einem Register auch ein Glossar zählt, das eine Vielzahl von den in der Beschreibung der verschiedenen Uhren verwandten Fachbegriffen erklärt. Darüber hinaus finden sich als Anhang zu diesem Buch ein Literaturverzeichnis, ein Bildnachweis, eine Auflistung detaillierter Fußnoten sowie von Orten, an denen sich die in diesem Werk aufgeführten Uhren, die derzeit öffentlich ausgestellt sind, besichtigen und in echt bestaunen lassen.

 

5 Sterne *****

 

Allgemeine Angaben zum Buch:

  • Herausgeber: Prestel Verlag
  • Erscheinungsdatum: 18. Oktober 2023
  • ISBN-10: 3791379763
  • ISBN-13: 978-3791379760
  • Seitenzahl: 304
  • Preis: 69 €